Montag, 27. Mai 2019

Glück im Tuch


 Wie war das nochmal mit dem Themengebiet "Resilienz"? Ich hatte das hier mal angeschnitten. So nach dem Motto "Was mich stark macht". Was mich stark macht, ist auf jeden Fall die Tatsache, dass ich ausreichend Dinge in meinem Leben habe, die mich glücklich und zufrieden machen und die nicht abhängig von anderen Menschen sind. Es ist ein großer Trugschluss, dass andere Menschen dafür verantwortlich sind, dass es mir gut geht. Natürlich steht und fällt das Wohlbefinden immer mit den Menschen, die einen umgeben, aber eine gewisse Basis an Selbstzufriedenheit sollte jeder Mensch ja irgendwie haben. Sonst kann sich das Gegenüber abrackern so viel er/sie/es will und man selbst krebst immer noch so vor sich hin.


 Natürlich brauche auch ich manchmal ein bisschen Unterstützung dabei, dass es mir gut geht. Gute Menschen sind da sicherlich hilfreich, aber ich kann einiges eben auch alleine. So kann es passieren, dass ich über so Stoffe stolpere. Ich habe da immer dieses schlimme ganzheitliche Ding. Ich sehe den Stoff, Farben, Strukturen. Ich fühle den Stoff und nach dem Waschen liebe ich diesen Duft. Und dann darf ich mich damit noch ein wenig länger beschäftigen, wenn ich was Feines daraus zaubere. Dann dürfen all diese Sinne tanzen.


 Am Ende steht dann ein Stapel Halstücher. Einige sind schon verschenkt, gespendet oder was auch immer. Zwei durften hier bleiben. Dabei sorgten sowohl die Verarbeitung als auch die Veschenkung dafür, dass in mir Ruhe, Zufriedenheit und Wohlbefinden neues Futter bekamen. Das sind schöne Gefühle, die mich stark machen. Die auch in den Wirren, die das Leben manchmal so mit sich bringt dafür sorgen, dass es mir nicht komplett die Schuhe auszieht. Es ist ein Schutzraum. Ein Rückzugsort. Ich kann genießen und erschaffen. Eintauchen, Ruhe im Flow, runterkommen. Das Produkt zeugt vom Prozess. Das macht mich glücklich. 


 Wenn der Apfel den Doc fernhält, dann kann er das Glück vielleicht ein wenig festhalten, so dass es nicht zum Äußersten kommt. 


 Und wenn ich mich dann in diese Struktur, den Duft und die Farben einwickeln kann, dann kann ich damit vielleicht auch die ein oder andere Schlacht schlagen. Dann ist ein solch dünnes, weiches Halstuch mehr wert als jede Rüstung. Glückstücher.


 Natürlich dürfen sie mich auch in guten Zeiten begleiten. Ganz so schlimm ist mein Leben ja auch nicht. Ganz im Gegenteil. Der Stoff dieser Tücher zeugt dann auch davon, dass ich der Konsumkrake doch immer noch gerne anheimfalle. Ich schelte mich dafür nicht. Wozu auch? Nur nicht stressen lassen. Heute gehen Glückstücher in die Dienstagssammlung.

6 Kommentare:

  1. Sehr schön geschrieben. Den Punkt müssen ganz viele erstmal erreichen. Und tolle Tücher sind das auch.
    Liebe Grüße
    Ronja

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  2. Schnappatmung! Dieses Orange! Mega! Bitte wo bekomme ich das, das sieht einfach nicht nur nach Wohlfühlfaktor, sondern auch nach positiver STimmungsmache aus :-) Wie cool deine Tücher geworden sind, und bestimmt haben sich alle Beschenkte sehr darüber gefreut! LG. Susanne

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    1. wie das so ist: ich kaufe stoffe immer eher so im vorbeigehen. darum kann ich immer nur schwer sagen, wo die jetzt her sind. ich achte da auch weniger auf hersteller und so...
      liebe grüße,
      jule*

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  3. Sehr schön, die Idee und die Gedanken dahinter. Du sprichst mir übrigens aus dem Herzen. Die Farbkombination ist der Hammer. Liebe Grüsse von Regula

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