Am vergangenen Samstag war es endlich wieder so weit: Roller Derby in Hamburg. Das sind ja bekanntermaßen immer großartige Tage. Seit ich vor vier Jahren damit angefixt wurde, habe ich kaum ein Heimbout der Hamburg Harbor Girls verpasst. Am vergangenen Samstag hat es Antje dann auch endlich geschafft, mal mitzukommen. Unsere Männer kamen später nach. Ich sollte wirklich öfter von diesen Veranstaltungen berichten, denn sie sind aus vielerlei Hinsicht einfach großartig und unvergleichlich.
Es gab zwei Bouts zu bewundern. Es startete ein Mix aus A und B Team der Hamburg Harbor Girls gegen Vagine Regime. In Anbetracht der Tatsache, dass sich das Vagine Regime als queeres Team bezeichnet, hatte sich der Harbor Girls Fanclub eine feine Einlaufchoreo mit bunten Pappen im Publikum ausgedacht. Ebenso gingen Teile des Eintrittserlöses an ein Beratungszentrum für queere Menschen.
Stapelweise Skating- und Non -skating- Officials sorgten für Regelkonformität.
Es ging bunt zu. Es gab heftige Stürze und taffe Menschen, die sich davon im wahrsten Sinne nicht aus der Bahn werfen ließen, aufstanden und weiterrollten. Wer ein paar Menschen mit anständiger Vorbildfunktion für ungefähr so einiges sucht, ist beim Roller Derby sicherlich sehrsehr gut aufgehoben.
Dementsprechend werden die Teams auch am Ende des Bouts ordentlich abgeklatscht. Das Vagine Regime gewann das Bout verdient mit 179 :96.
Das zweite Bout an diesem Tag war sicherlich das verwirrendere, aber irgendwie auch spannend.
Das Team Germany quasi gegen sich selbst. Einmal in schwarzen und einmal in weißen Trikots. Aber man merkte schnell, dass hier die Besten am Werk waren. Es war ein unfassbar schnelles Bout. Es gab wahnsinnige Sprünge, Drehungen und es blieb immer spannend. Ich habe mir blöderweise den endgültigen Endstand nicht gemerkt. Es war irgendwas um Team G white 111: Team G black 161.
Beim zweite Bout waren die Fans trotz der spektakulären Szenen merklich ruhiger. Es war aber auch schwer sich für ein Team zu entscheiden und dieses abzufeiern. Abgefeiert werden beim Roller Derby übrigens alle Beteiligten. Die Officials bekommen ebenso Applaus und Jubel wie der Sanitätsdienst. Alles ist selbstgemacht. Die Bahnen in den Sporthallen, die Merch- und Getränkestände, Musik, Moderation, die komplette Orga von Planung bis Ausführung. Die Grundstimmung eher queerfeministisch links. In Deutschland ist der ganze Spaß, wie man sieht, noch relativ klein. In den USA geht es ganz anders zu und ich habe das Gefühl, dass Roller Derby in skandinavischen Ländern auch um einiges größer ist. Ein bisschen Einlesen in Geschichte und Entwicklung dieses fantastischen Sports lohnt sich. Ein kurzes Video, was man vom Roller Derby so lernen kann, gibt es hier (leider nur auf Englisch).
Und bevor irgendwer fragt: Nein, das ist kein Sport, den ich ausüben könnte. Nach drei Sekunden auf acht Rollen, könnte ich meine Knochen vermutlich pulverisiert im Handtäschchen nach hause tragen. Von Tempo und Stürzen will ich mal gar nicht anfangen. Leider musste ich auch feststellen, dass Sportfotografie doch ein anderer Schnack als Konzertfotografie ist. Ich muss üben. Und solange der Spaß noch in diesem kleinen Rahmen genießen ist, werde ich berichten. Irgendwann kann ich dann sagen: "Ich kannte die schon, da spielten die noch in kleinen Clubs." Ich freue mich jedenfalls immer und auf jedes Bout. Falls ihr Lust bekommen habt: In eurer Nähe gibt es sowas sicherlich auch.
Du erweiterst wirklich meinen Horizont! Nur auf Stürze habe ich momentan so gar keinen Bock mehr, auch wenn es wohl diesmal glimpflich abgegangen ist...
AntwortenLöschenSonnige Grüße aus dem Rheinland!
Astrid
gernegerne. und ja, so wie die menschen dort stürzen, das würden wie gesagt auch meine knochen nicht überleben. aber anzuschauen ist auch alles andere ganz wunderbar!
Löschenliebe grüße,
jule*