Unter dem Label "Kopfkirmes" gibt es auf diesem Blog hin und wieder lose Wortklaubereien, die sich
im Laufe der Zeit in meinem Kopf zusammengebraut haben. Sie stehen in
keinem Zusammenhang zu den sonstigen Themen hier. Ich weise jegeliche
Bzüge zu aktuellen Geschehnissen und autobiografische Zusammenhänge von
mir. Es sind Wort, die aus meinem Herz in den Kopf sprudeln, dort toben
und nach Freiheit verlangen. Teilweise sind die Wortklaubereien älteren
Datums, teilweise auch glänzend neu. Ich lasse sie hier einfach frei.
Feuer (06.2005)
Vor einiger Zeit las ich eine
Kurzgeschichte über das Rauchen. Der Autor beschrieb die
verschiedenen Arten sich eine Zigarette anzuzünden, eine der besten
Arten sich eine Zigarette anzuzünden, war seiner Meinung nach, sich
einen kleinen Ast aus dem Lagerfeuer zu ziehen, dessen Ende noch
glühe und sich damit die Zigarette anzuzünden. Er war der Ansicht,
dass das fast so gut schmecken würde, wie gegrilltes Fleisch. Wie
recht er hatte und ich fühlte mich schon wieder im Wald am
Lagerfeuer sitzen.
Manche Menschen meinen sich frei zu
fühlen, wenn sie am Strand stünden und ihnen die salzige Meeresluft
die Haare zerzauste. Ich empfinde das anders. Meine Freiheit ist es
in einem Wald an einem Lagerfeuer zu sitzen. Am besten eines, in
welchem man nur Kiefernholz abbrannte. Das riecht am allerbesten.
Viele sind der Ansicht, dass Laubholz am besten geeignet sei, um ein
Feuer anzuzünden, weil es wärmer brennen würde und weniger Funken
in der Gegend rumspringen würden, die Löcher in die Klamotten
brennen könnten. Natürlich, Fichtenholz brannte bei weitem nicht so
warm und die abplatzenden, glühenden Holzstückchen hatten auch mir
schon einige Löcher in Pullover und Decken gebrannt, aber die Rede
hier ist von Kiefernholz. Dieser intensiv würzige Geruch ist so
einzigartig und so selten zu riechen, dass ich immer froh bin, wenn
ich Kiefernholz für mein Feuer finde. Vielleicht sind meine Möbel
deshalb alle aus Kiefernholz, weil es dann wenigstens gut riecht,
sollte ich mein Hab und Gut irgendwann einmal in einem großen Feuer
verlieren. Ich liebe diesen Geruch und wenn man dann noch eine
Zigarette erst mit dem glühenden Ende eines kleinen Zweiges anbrennt
und dann den Rauch zusammen mit dem des Feuers einsaugt, dann ist das
ein Geschmack und ein Gefühl in den Lungen, welches ich anders und
besser nie erlebt habe. Über einem Rauschen die Bäume, der Rauch
zieht in einer dicken Wolke hinauf zu den Ästen und egal wie weit
der Raum im Wald um einen herum ist, da ist ein Raum. Der Raum der
gerade noch vom Schein des Feuers erhellt wird, wenn drum herum
schwarze Nacht ist, ist besser als vier Wände und ein Dach. Trotzdem
hoffe ich, dass mein Zimmer niemals in Rauch und Asche verschwinden
wird.
Auch Essen, welches über einem
echten Feuer zubereitet wird schmeckt immer anders und besser als
normales, auf dem Herd zubereitetes und kein Profigriller kann mit
bloßer Holzkohle den Geschmack erreichen, welchen ein echtes
prasselndes Feuer zaubern kann. Ja, es gibt Rauchsalz aber das ist
eben doch nicht das richtige. Vielleicht würzt auch hier noch der
Geruch des Rauches, der einem noch während des Essens in die Nase
zieht, nach. Ausserdem fliegen beim Kochen im Wald über dem Feuer
immer noch irgendwelche Tannennadeln, Blätter und Dreck mit ins
Gekochte, diese Würzmischung soll erstmal ein Gewürzexperte
herstellen.
Die ersten Menschen wussten schon,
warum sie das Feuer so verehrten. Feuer ist wie ein Mensch den man
liebt. Es braucht Pflege, Liebe, Futter, Zuneigung, damit es nicht
erlischt. Dafür gibt es einem Wärme, Licht und diesen einzigartigen
Geschmack. Mit einem Feuer ist man nicht allein. Das Feuer ist dein
Freund solange es nicht zerstörerisch wird.
Wenn man mit vielen Menschen um ein
loderndes Feuer sitzt, dann kommt meistens irgendwann diese
geheimnisvolle Stille auf. Aber diese Stille ist nicht unangenehm,
wie wenn man sich in einem geschlossenen Raum anschweigt. Jeder sitzt
da, schaut ins Feuer und man kann darin versinken und alles und jeden
um sich vergessen. Das Feuer lässt dich nicht allein. Vielleicht
beginnt dort einer zu summen, ein altes bekanntes Lied und einige
fallen mit ein, bis das Knacken des Holzes der Takt für ein gemeinsam
gesungenes Lied wird.
Wenn man im Winter durch die
Straßen in der Stadt zieht und sei es noch so kalt, matschig und
nass, und es zieht einem dann der Geruch von Feuer in die Nase, weil
irgendwo gerade ein Kamin brennt, dann ist die Welt nur noch halb so
schlimm. Das einzige, was mich in der Weihnachtszeit in der Stadt
rettet ist hin und wieder eine Nase voll Feuergeruch.
Da wo ein Feuer brennt da ist mein
zuhause und da wo man singt, da lass´ dich ruhig nieder, denn bösen
Menschen kennen keine Lieder. Das klingt vielleicht alles ein wenig
hippieesk, aber wer einmal nachts allein an einem Feuer- am besten
mit Kiefernholz- gesessen hat, der wird verstehen, was ich meine. Du
brauchst nicht viel auf dieser Welt, solange du ein Feuer anzünden
kannst.
Aww, was für ein wunderschöner Text. Ich hatte gerade richtig Wasser in den Augen. (Und das als Nichtraucherin, die eigentlich mit Passagen über Zigaretten keine Bezugspunkte hat.)
AntwortenLöschenZweimal musste ich aber auch lachen. "Vielleicht sind meine Möbel deshalb alle aus Kiefernholz, weil es dann wenigstens gut riecht, sollte ich mein Hab und Gut irgendwann einmal in einem großen Feuer verlieren." Sehr geil. Unvergänglicher Optimismus. :D
Nur: "[...] bis das Kacken des Holzes der Takt für ein gemeinsam gesungenes Lied wird" ist kein Satz, den man heimlich im Büro lesen möchte. An diesem unterdrückten Gekicher hab ich mich fast verschluckt.^^ (Normalerweise sind mir ja Tippfehler völlig egal, aber der hier ist zu gut für meinen infantilen Humor. :D)
Viele liebe Grüße,
Sabrina
ich bin keine freundin von sowas, aber: LOL! wenn man tippfehler nichtmal 11 jahre nach verfassen des textes findet, ist das irgendwie auch schon wieder lächerlich peinlich....
Löschenin neuerer literatur wird viel zu wenig geraucht. fiel mir kürzlich auf, als ich mal wieder özdogan las. irgendwie vermittelt rauchen in geschichten ja auch was. gandalf ohne pfeife? t.c. boyle ohne kiffen? undenkbar!
hab schnell feierabend!
liebst,
jule*