Und über die Welt zieht gerade eine bunte Regenbogenkaravane. Überall laufen die bunten CSD-Paraden. Seit dem 28.06. auch durch die Bloggendenwelt. Ich habe mich so sehr gefreut, als Katrin von grüner nähen in meinem Mailfach anklopfte und fragte, ob ich gerne an der CSD-Blogparade teilnehmen möchte. Ich habe bereits zum Thema staatliche Diskriminierung etwas losgelassen und ein paar Bilder von der CSD-Parade in Köln gezeigt. Heute ist aber mein hochoffizieller Paradenbeitrag dran.
Zu Beginn war die Idee noch, das Thema mit etwas Selbstgemachtem zu verknüpfen. Die Idee wurde im Laufe der Zeit etwas aufgehoben. Eröffnet ja auch viel mehr Türen und lädt noch viel mehr Menschen ein, über dieses Thema zu schreiben. Ich habe natürlich etwas gehandarbeitet. Erinnert ihr euch noch an das sinnlose Einhorn? Ich habe das einfach mal ein bisschen weitergesponnen.
Tatsächlich ist dieses Bild schon verschenkt an einen äußerst lieben Menschen. Ich habe einige seiner "Art" in meinem Leben getroffen und immer haben mich ihre Geschichten bewegt. Bei einigen war ich live bei Diskriminierung, Outing und sonstigem Quatsch, der ihnen aufgrund ihrer Liebe passierte dabei. Eigentlich sollten es Geschichten von Liebe, Sex und Zärtlichkeit sein, doch so viele von diesen Geschichten standen unter tiefschwarzen Schatten. Sie sollten Privatsache sein, doch sie sind Politikum. Diskriminierung, Angst eben davor, Verzweiflung und Mutlosigkeit habe ich dabei stapelweise mitbekommen. Ich habe Menschen die Hand gereicht, die unter einem so großen Leidensdruck standen, dass Drogen, Selbstzerstörung und suizidale Tendenzen das Leben bestimmten. Und nein, nicht wegen Liebeskummer, sondern aus Angst vor Reaktionen auf ihre Liebestendenzen. Weil sie von Familienmitgliedern verstoßen wurden, weil sie nicht ernst genommen wurden, weil ihre sexuelle Orientierung nicht ins Konzept passt. Und auch, weil Politik in Deutschland verhindert, dass Menschen, die nicht der Heteronorm entsprechen, von Ehe, Familiengründung und selbstbestimmter Lebensplanung ausgeschlossen wurden (aaahhhh!!! ich darf wUrden schreiben-yay!). Ich habe Menschen begleitet, die wegen ihrer sexuellen Orientierung ernsthaft und lebensbedrohlich psychisch krank wurden, weil ihre sexuelle Orientierung von vielen Menschen unserer Gesellschaft immer noch als krank (und vermutlich ansteckend) wahrgenommen wird. Und spätestens bei Lebensbedrohung wird es hochdramatisch.
All diese diskriminierenden Tendenzen empfinde ich als überaus kleinbürgerlich, ewiggestrig, konservativ. Ähnlich wie Kreuzstich. Darum war es mir eine große Freude diesen spießigen Kreuzstich und das spießige "home sweet home" einfach mal umzudrehen und als kleine Persiflage umzusetzen. Beim Sticken dachte ich an all die Menschen, die sich nicht wohl in ihrer Haut fühlen, weil sie die oben genannten Ängste und Befürchtungen haben, weil sie für ihre Liebe durch die Hölle gehen müssen, weil sie immer noch Ausgrenzung und Beschneidung ihrer Rechte und Träume ertragen müssen. Und ich dachte daran, dass ich gar nicht genug Hände habe, die ich reichen möchte. Mit diesem Bild möchte ich sagen: Ihr seid in Ordnung, egal wen ihr liebt, mit wem ihr Sex habt, wie ihr euch kleidet, zu welchem Geschlecht ihr euch zugehörig fühlt. Seid Menschen und liebt wen ihr wollt!
"We are not all the same but we are all of equal worth" (Wir sind nicht alle gleich, aber wir haben alle den selben Wert) steht auf dem fabelhaften Shirt, das die Menschen von inkluWAS vergangenes Jahr zum Hamburger CSD gestaltet haben. Und genau so ist es. Inklusion geht eben nicht nur behinderte Menschen an, sondern betrifft so viele mehr. Da schließt sich der Kreis zu meinem Aktionsraum. Auch an noch so vielen anderen Ecken und Enden mehr, aber dazu ein anderes Mal. Das sinnlose Einhorn hat somit eine Existenzberechtigung bekommen. Der Rahmen stammt vom Trödel. Heute geht all das noch in die CSD- und der Dienstagssammlung.