Die Bahn ist morgens mein Lesesessel. So lese ich mich auf den Weg zur
Arbeit und auch zurück. Darum am Ende des Monats nun (wenn ich es
schaffe) eine kurze bibliothekarische Rückschau auf die Bücher in meinen
Händen, vor meiner Nase, durch meine Augen, in meinen Kopf.
Clemens Mayer ist immer für verbalgewaltige Verstörung gut. Keine leichte Kost zwischen Einsamkeit, unanfechtbarer Freundschaft, die immer etwas skuril wirkt und Fußball muss auch immer sein. Ein bisschen Wahnsinn im Kopf und man weiß gar nicht, wo die ganze Schönheit bleibt, wenn man das Buch zuklappt. Doch die Sätze triefen trotz allem nur so von Poesie der vermeintlich anderen Seite. Funktioniert in meinem Fall immer nur in überschaubaren Dosen und einem Buch pro Kalenderjahr.
Nach Clemens Mayer musste dann wieder etwas schönes her. Das funktioniert mit "Maulina Schmitt" ganz fantastisch. Ich hatte mich im Februar schon schwer in sie verliebt. Keine leichte oder gar zuckersüße Kindergeschichte. Hier kommt die Wahrheit auf den Tisch. Sehr real und doch gibt es so unglaublich viel wahrhaft Schönes zu entdecken. Die Illustrationen tragen das ihre dazu bei. Schade, dass der nächste Band erst im Herbst erscheint. Das wird eine laaaaaange Wartezeit.
Hach und direkt weiter. Noch mehr feine Illustrationen und eine sehr schöne Geschichte. Etwas leichter und sehr kindgerecht. Eine Mutmachgeschichte. Mehr mag ich dazu gar nicht sagen.
Bücher und Platten kaufe ich manchmal nur wegen der äußerlichen Merkmale. Eine gute Einbandgestaltung ist für mich manchmal Kaufanreiz genug. So ging es mir auch mit diesem Buch und ich wurde nicht enttäuscht. Die Geschichte in der die reale und die virtuelle Welt zeitweise eines werden. Die hoffnungslose Orientierungslosigkeit, wenn alles gegen die Wand gefahren scheint. Auch eine Geschichte von Abhängigkeit und Egoismus wie ich finde. Öfter mal den Computer ausmachen und an die frische Luft gehen fiel mir dazu ein.
Ach, mein liebster Lieblingsautor durfte diesen Monat auch wieder mitspielen in der Bahnbibliothek. Es dauerte bei mir diesmal ein wenig, bis ich mich eingelesen hatte, doch dann war ich voll gefangen in der Welt von zwei Brüdern, in Europa und der DZ in welcher Drogenkonsum zum guten Ton gehört. Selim packt einmal mehr alles rein. Ähnlich schon wie in "Zwischen zwei Träumen". Familiäre Verbundenheit, Hinduismus, Naturreligion, Philosophie, Abenteuer, Roadstory und die Suche nach.... allem und nichts. Wie wäre die Welt wenn...?
Glücksratgeber. Definitiv. Verpackt in eine kleine Reisegeschichte. Dass der Autor den Begriff des "Buddha" nicht ganz eindeutig verstanden hat, wird schnell klar. Das Buch lief mir so zu. Wer mal wieder ein paar Denkanstöße zur Lebensgestaltung haben möchte, ist mit dieser sehr kurzweiligen Geschichte sicher gut beraten, als wirklich nachhaltig würde ich sie aber nicht bezeichnen.
Herzallerliebst der Herr Kavka. Schon für "Mach mir mal ´ne Nudelsuppe, bevor ich dich besudel, Puppe" muss man ihn einfach lieben (ich empfehle an schlechten Tagen in eine x-beliebige Buchhandlung zu gehen und nach diesem Titel zu fragen. Erheiterung pur garantiert) und ebenso mag ich seine Wortakrobatik. Er surft zwischen der Naivität eines Schuljungen und erwachsener Aufgeklärtheit ziemlich souverän hin und her. Anfang Vierzigjähriger durchschifft die Orkanböen des Erwachsenwerdens. Ein bisschen Klischeeberlin und nochmehr Klischeeflachlandbayern. Wo steht denn auch geschrieben, dass man mit vierzig erwachsen sein muss? Eben. Und komme mir ja niemand mit "Berufsjugendlich". Das Thema ist gegessen, vom Tisch und darum danke an Herrn Kavka, dass seine Verbaleskapaden mich immer noch sehr erheitern. Leider ist das Ende ein bisschen... hm... Nicht dass ich mir ein Happy End gewünscht hätte, doch aus der Geschichte wäre man sicher auch anders herausgekommen.
Und was habt ihr so verschlungen in den letzten Wochen? Gibt es irgendwelche Empfehlungen für mich nächsten Monat?