IMMERGUT FESTIVAL 2017. Fein unter dem Motto "18 für immer". Weil es war das 18te Mal, dass dieses famose kleine Spektakel in Neustrelitz stattfand. Volljährig und kein Stück erwachsen! Für mich war es das zehnte. 2007 war ich das erste Mal dort. Damals noch weit angereist aus Frankfurt. Lediglich 2010 musste ich aus Gründen aussetzen. Und was soll ich sagen? Liebe wie am ersten Tag! Man
muss da ja dringend nochmal erwähnen, dass diese Festival von vielen
Menschen ehrenamtlich organisiert wird und da keine große Agentur hinter
steht. Anders wäre diese Großartigkeit vermutlich auch gar nicht
möglich.
BERND BEGEMANN eröffnete das Festival am Donnerstag. Normalerweise gibt es zwei Tage auf dem Gelände. Der Donnerstag findet im Landestheater in Neustrelitz statt. In diesem Jahr gab es beides. Ich wollte aber nicht so gerne ins große Haus und das war eine weise Entscheidung. BERND BEGEMANN ist live ja sowas von drölf Mal besser als aus der Dose. "Die
Leute klatschen dieses Jahr keinen Applaus, sie schlagen Mücken
tot.", stellte BERND BEGEMANN fest, als im Zelt die Mücken
verschreckt aufflogen. Und Mücken gab es dieses Jahr wirklich mehr als sonst. Ich kraule meine Stiche immer noch, während ich diese Zeilen schreibe.
DIE STERNE waren auch ganz oberfantastisch! Ich hatte sie ein bisschen vergessen und habe sie umso schlimmer abgefeiert. So wie liebe Menschen, die man seit Jahren nicht gesehen hat. Ganz wunderbar. Besser hätte das Festival nicht losgehen können.
Die SHOUT OUT LOUDS waren da noch ein bisschen das Sahnehäubchen am Donnerstag. Eigentlich war es da schon perfekt und ich hätte nach Hause fahren können. Aber es heißt ja "drei Tage wach".
Wie immer gab es viel zu entdecken auf dem Gelände. Wie super war denn bitte dieses Schaukelmofa?
Und wie super das Publikum immer ist. Die drei mit dem Klopapier wollten unbedingt, dass ich ein Bild von ihnen mit meiner Kamera mache. Ich bekam kein Handy in die Hand gedrückt oder so. Und als ich das letzte Zeltplatzbild schoss, flog mir von hinten eine Portion Konfetti um die Ohren. Erstmal nichts Ungewöhnliches. Doch gefolgt wurde der Wurf von der aufgeregten Frage: "Hast du´s drauf? Das Konfetti? Hast du´s fotografiert?" Beim ersten Schuss hat es nicht funktioniert, aber die beiden Menschen ließen nicht locker und bewarfen mich mehrfach, damit ich das Konfetti auf die Speicherkarte bekomme. Ist so mehr schlecht als recht geglückt. Aber: "Jetzt musst du immer an uns denken, wenn du diese Fotos anschaust und kannst dich freuen!" Richtig! So großartig!
Und Nachts gab es auf dem Zeltplatz Kurzfilme und Beleuchtung. Grundsätzlich findet man auf dem Zeltplatz entspannteste Menschen. Die Musik aus den mitgebrachten Anlagen sehr gut zu hören und Party wird auf dem Fest- und nicht auf dem Zeltplatz gemacht. Das ist auf einem Festival keine Selbstverständlichkeit. Zum IMMERGUT fährt man wegen des Festivals, nicht wegen der Pseudogrillsaufparty auf dem Zeltplatz.
Lesungen gibt es seit einigen Jahren auf dem IMMERGUT FESTIVAL auch. In diesem Jahr waren das $ICK, JENS BALZER und SCHORSCH KAMERUN. RONJA VON RÖNNE musste leider krankheitsbedingt absagen. Sehrsehr schade. Über
JENS BALZERs Schreibtisch hängt bestimmt so ein Merkspruch wie:
"Packe so viele abstruse Fachbegriffe wie irgend möglich in
deine Konzertreviews." Er schreibt Konzertberichte von so allem Möglichen und Unmöglichen und das in einem Lachmuskeltrainierenden Stil. Für
sonnenverschmorte und im Zweifel angetrunkene Hirne war die Lesung
aus seinem Buch als Einstieg ein kleiner Kraftakt, doch hinterher
landete JENS BALZERs Buch auf der Leseliste. Dringend! Wieviel
Hirn man dann noch für SCHORSCH KAMERUN brauchte, sei mal so
dahingestellt. Wenn jemand aus Scheiße Gold machen kann, dann er. So
las er auch nicht selbst aus seinem Buch vor, sondern ließ das
JENS BALZER machen, weil der das viel besser könne. SCHORSCH KAMERUN
selbst gab zwischen den Leseteilen wirre Songs, untermalt mit einer
Gratissoundapp aus dem Tablet zum Besten. Dabei war nicht ganz klar, ob JENS BALZER neben ihm vor Lachen vom Stuhl fallen oder
brechen wollte. Um Fassung wurde da definitiv gerungen. Lediglich den Hidden Track
des Buches las SCHORSCH KAMERUN dann doch selbst vor. Von ihm
gesammelte und übersetzte "Song"texte von SCOOTER zu einem Text
zusammengebastelt. Aus Scheiße Gold machen eben. Ganz großartig!
Beste Bands gab es natürlich neben BERND BEGEMANN und DIE STERNE auch. Das hier waren !!! (CHKCHKCHK). Man
muss sich ja auch im Alter fit halten und so war es Zeit für
ein wenig rhythmische Sportgymnastik. Sollte Aerobic im Zuge des 80´er
Revivals wieder an die Oberfläche gespült werden, wäre das hier
ein guter Einstieg. Und live sind !!! erfahrungsgemäß noch um viele
Kilometerlängen besser als aus der Dose. Bewegung überall, hoch die
Hände, Wochenende! Super! Super! Super! Eben !!!. Leben sollte genau
so sein. Immer!
Beste Neuentdeckung für mich definitiv GIANT ROOKS. Hinter den Ohren offensichtlich noch nicht ganz trocken, zauberten sie fabelhaftesten
Indiepop auf die Birkenhainbühne. Man erinnerte sich an die noch
jungen SATELLITE STORIES und suchte unweigerlich das Publikum nach
ERLEND ØYE ab, der hier doch
sicherlich seine Finger im Spiel hatte. Hatte er aber wohl nicht. GIANT
ROOKS kommen gar nicht aus Skandinavien, auch wenn sie so klingen.
Sie waren aber merklich von den Reaktionen des Publikums beeindruckt. Die werden
noch ganz andere Dinger als die kleine Bühne hier rocken. Sollten sie zumindest.
Ebenfalls erwartungsgemäß supergut waren SINKANE. Funksoulweltindie oder so. Hätte man den Menschen im Publikum die Ohren abgeschraubt, ihre Mundwinkel hätten sich am Hinterkopf die Hände reichen können. Seeligst
grinsend wurde getanzt, das Herz ging auf. SINKANE brachten noch mehr Liebe mit
auf die Party. Zauberhaft!
Leider gab es aber auch eine herbe Enttäuschung und das fast zum Abschluss. auf PORTUGAL. THE MAN hatte ich mich sehr gefreut und dann war das gar nicht so toll. Ich war mir nicht sicher, ob PORTUGAL. THE MAN kein großes Bohei machen
wollten, oder ob das einfach so ein Kunstding war. Die Bühne blieb
mit Ausnahme einer Videoinstallation an der Rückwand im Dunkeln,
Worte zwischen den Songs haben sie nicht verloren. "Wir machen Musik und
sonst sind wir hier für gar nichts zuständig". Irgendwie so kam das rüber. Ja, klar. Es ist
nicht so, dass sie eben jene Musik ganz großartig können, aber bei so einer Show kann man sich eben auch zuhause die Platte reinwerfen. Zudem
gab es noch massivere Soundprobleme. Mit lautem Knall
verabschiedet sich der Sound mehr als einmal. Nicht ihre Schuld, trotzdem doof. Es fühlte sich an, wie
eine Ohrfeige. Sowohl wegen Sound, als auch wegen Auftritt. Zu
schade.
Und am Abreisetag um 7h morgens, trifft man Menschen am Pendelbahnhof der kleinen Museumsbahn auf einen kleinen Plausch. Auf die Frage, warum dieses Festival so cool ist, antwortete mir dieser durchgetanzte Mensch: "Unter anderem, weil es so gut kuratiert ist." Kuratiert!!!! Und das morgens um kurz nach 7h nach einer durchtanzten Nacht. Diese Begrifflichkeiten würde man mit Sicherheit niemals im Zusammenhang mit anderen Festivals hören. Fantastisch! Bestes Festival! Bestes Publikum! Beste Musik! Beste Kunst! Bestes Gelände! Immer und immer wieder. Und eigentlich muss ich dringend noch einen Nachlegen. Da pocht noch was in meinem Herzen.
Zum Abschluss für heute noch die Links zu meinen offiziellen Festivalspaßarbeitsergebnissen:
Fotos:
PORTUGAL. THE MAN (ein bisschen Stolz schwingt schon mit, dass ich trotz der miesen Beleuchtung noch brauchbare Bilder rausbekommen habe)
Danke fürs Mitnehmen in eine mir völlig unbekannte Welt! die Fotos sind wirklich gut gelungen, eben atmosphärisch.
AntwortenLöschenLG
Astrid
danke und gerne und immer und immer wieder.
Löschenliebe grüße,
jule*
Sinkane habe ich mir inzwischen ( mit Freude ) angehört!
LöschenLG
Hach, wie schön! Wie schön, dass Du so eine wunderbare Zeit hattest und soviel tolle Musik genießen und dazu tanzen konntest und dass Du soviel Freude an den anderen Menschen hattest!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Antje
Ach Jule, das ließt sich toll und die Fotos sind klasse! Das mit dem Konfetti ist richtig cool, erstrecht mit der Story dahinter.
AntwortenLöschenNächstes Jahr bin ich bestimmt auch wieder dabei - das müsste dann auch mein zehntes Immergut sein <3
Viele liebe Grüße, Anna
dann feiern wir noch mal extra dolle!
Löschenliebe grüße,
jule*
da war ich noch nie, aber das hört sich so an, als will ich da ab sofort immer hin. Und vielleicht auch einfach ohne anhang, dem man immer was zu essen und ins Bett bringen muß und der sich die Ohren zuhält und so. Oh ja. Nächstes Jahr fahr ich da hin!
AntwortenLöschenVielen dank für deinen Einblick und die vielen musikalischen Inputs.
Liebe Grüße
dörte
yeah!
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