Mittwoch, 17. Januar 2018

Rock! No borders! No nations!


 Klmottennähtechnisch kann ich nur noch Röcke, wie mir scheint... Aber egal. Die sind ja auch super. Heute also mal wieder ein neuer. Völlig ungeplättet, aber zum Bügeln ist mir meine Zeit zu schade. 


 Eine Tasche hat er bekommen, der Rock. Eine kleine für den Kleinscheiß. Leider erst falsch plaziert, wieder abgepopelt und dann am fertigen Rock nochmals an passenderem Ort festgetackert. Falls jemand fragt: Schnitt wie immer selbstgebaut, Stoff aus einer Hamburger Stoffhandlung.


 Bei all den Zugvögelchen vor meiner Nase hatte ich natürlich auch wieder mehr als nur Handarbeiten im Schädel. Erst wollte ich einen Patch draufknallen. Es war aber keiner zur Hand, der dem Thema gerecht geworden wäre. Also habe ich mal wieder mit der Maschine gestickt. Am Saum. Freihand, free(!!!)style. Hier nicht so gut zu erkennen, aber es geht auch anders.


 Quasi am Rockzipfel hängt die Forderung nach Freiheit. Grenzenloser Freiheit. No borders! No nations! Eine klassische Forderung. Eine alte Forderung. Und doch werden überall die Grenzen wieder hochgezogen, Menschen zu illegalen, weil sie den falschen Pass besitzen. Weil sie überhaupt einen Pass besitzen müssen. Luft, Wasser, Erde, Feuer, Tiere, Viren, Bakterien... all diese Dinge kennen keine territoriale Grenzen. Ach, und kommt mir nicht mit Revieren von Tieren. Nur Menschen kennen Grenzen. Menschen bauen Zäune und Mauern, Grenzkontrollhäuschen. Menschen leiden unter Grenzen, Menschen meinen, geografische Grenzen würden sie schützen. Mein Perso läuft in diesem Jahr ab. Kurz geriet ich in Panik, ob ich damit in den nächsten Ferien noch nach Schweden und zurück komme (ja, ein echtes First World Problem). Denn ja, da wurde ich auf meinen letzten Reisen oft kontrolliert. Trotz Schengen. Wegen dem Wunsch nach Abgrenzung angeblicher illegaler Menschen. Was für ein Quatsch! Und wie viele leiden? Wegen etwas Konstruiertem. Das braucht niemand. Über Nationalismus hatte ich mich hier schonmal weit ausgelassen und eigentlich ist das heute auch nur nochmal eine kleine, zusammenfassende Wiederholung. Erschreckend, wie sehr man sich zu so einigen Themenbereichen immer und immer wieder den Mund fusselig reden oder die Finger wund tippen kann..


 An den Grenzen wird Macht sichtbar. Macht über andere Menschen. Derjenige ist der vermeintlich stärkere, der die Grenzen aufbaut und schützt. Seltsam, dass ich dabei immer an weiße Männer denken muss. Das Partriarchat meinte ich natürlich. Ich mag hier jetzt nicht über körperliche und psychische Grenzen sprechen. Das ist eine Geschichte, ein anderes Themengebiet, worüber wann anders erzählt werden muss. Doch auch da drängt sich das Bild von weißen Mann auf... Margh! Vielleicht sollte ich auf die Rückseite noch ein "no gods! no masters!" sticken. Ist nicht dieses Jahr eigentlich wieder so ein beknacktes Fußballgroßevent, zu dem wieder alles in schwarz-rot-scheiße und Co. "dekoriert" wird? Auch wieder so eine dumme Grenzziehung. Hirn an! Ich geh wütend. Immer. Heute in die Mittwochssammlung. Und natürlich in die HandarbeittrifftPolitiksammlung.

4 Kommentare:

  1. Fantastischer Rock, noch fantastischere Stickerei. <3

    Liebe Grüße
    Sabrina

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  2. Liebe Frau Jule, ich liebe Deinen Blog und schätze Deine Meinung und Deine Denkansätze. Bei dem Thema "no borders" liegt es mir auf dem Herzen, Dich zu fragen, ob Du Deine Gedanken für eine Welt ohne Grenzen noch einmal detailliert aufzeigen könntest. Dabei meine ich vor allem nicht nur eine ideale Fantasie-Welt herbei zudenken sondern auch, zumindest in der Übergangszeit, noch die gegebenen Strukturen zu berücksichtigen. Ich selbst bin in der Flüchtlingshilfe aktiv und ich sehe, wie viel Aufmerksamkeit und Fürsorge ein jeder geflüchteter Mensch benötigt. Viele sind krank und suchen gleich das Krankenhaus auf, Dialyse, Krebs und viele andere schlimme Krankheiten. Dafür zahlen wir alle gerne, da einem jedes menschliche Schicksal zu Herzen geht. Junge Menschen müssen ersteinmal den Schulalltag hier in Deutschland kennenlernen (aber, das weißt Du ja selbst...) und brauchen eine intensive Begleitung, damit sie nicht in der ersten eigenen Wohnung die Nacht partymachend mit ihren Kumpels durchmachen statt morgens für die Schule aufzustehen. Gar nicht zu reden von den EU-Zuwanderern aus Rumänien und Bulgarien, die oftmals gar keinen Sinn in der Schulpflicht sehen. Ich kann mir sehr schwer vorstellen, wie eine Integration (wenn das das Ziel ist...) funktionieren soll, wenn unbegrenzt Menschen ihren Wohnsitz in Deutschland nehmen möchten. Mich interessiert wirklich sehr, wie Deine Meinung dazu ist, wie dieser Weg aussehen soll/kann. Also ich meine jetzt, in der Phantasie kann ich mir das auch erträumen, aber, ich frage mich, wie der Weg aussehen kann, wenn man die jetzigen Strukturen zumindest zunächst als gegeben hin nimmt. Oder, inwiefern müssten/könnten die Strukturen geändert werden?? Ich bin da immer auf der Suche nach Denkansätzen, weil ich mich irgendwie bei dem Thema im Kreis drehe... PS. Der Rock ist so genial!! Liebste Grüße, Vonni

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    1. ja, der weg. der weg ist wichtig. das problem ist- wie so oft- dass diesen weg ja noch niemand gegangenen ist. die alten wege sind die rechten. die wo zäune und mauern gebaut und verteidigt werden. wie es ohne grenzen gehen soll, weiß mensch nicht, weil es noch niemand versucht hat. das ist die krux der alternativen ideen. auf der anderen seite steht die frage, ob menschen noch schutz suchen müssten, wenn es überall ähnliche werte und gesetze gäbe, wenn gründe für flucht und vertreibung nicht mehr existent sind. die "problem"felder, die du aufzeigst entstehen in den meisten fällen durch diese grenzen. durch geografische, durch soziale und kulturelle. und darum muss es eben um den abbau dieser grenzen gehen.
      von wegen im kreis drehen: muss mensch immer gleich eine lösung parat haben, wenn mensch missstände aufzeigt? ich denke nicht. andernfalls könnte mensch sich einfach direkt erschießen, weil es so viele probleme gibt, deren lösungen noch gefunden werden müssen.
      liebe grüße,
      jule*

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  3. Vielen Dank für Deine Antwort, liebe Frau Jule!! Natürlich kann und müssen Missstände aufgezeigt werden. Immer!! Und auch ein lebenswertes Ziel ist schön, daran fehlt es schon so vielen Menschen. Trotzdem finde ich es immer sehr erstrebenswert, wenn auch schon die ersten Schritte erdacht werden, wie man das Ganze in der Realität umsetzen könnte, ohne, dass das ganze System zusammenbricht. Oder, ist das das Ziel?? *g* Hach, mich beschäftigt dieses Thema einfach den ganzen Tag, bin zerrissen zwischen Mitgefühl und sich "nicht-abgrenzen-wollen" und auch irgendwo der Verantwortung, genügend Kapazitäten haben zu wollen, den Neuzugewanderten auch die Chance einer Integration in unser System geben zu können. Und ja, vielleicht ist das ja gar nicht das Erstrebenswerte... Weiterdenken!!! Lieben Dank für Deine Worte und einen schönen Tag!!! Viele Grüße, Vonni

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